Am Donnerstag, den 29.11.2018 fand ein moderiertes Streitgespräch zwischen der Initiative Grundeinkommen, dem DGB und der SPD in der Region Heilbronn statt. Eine Auseinandersetzung um die soziale Sicherung der Zukunft.

Welche Sicht hat unsere Gesellschaft auf den Menschen? Was meinen wir, wenn wir von Arbeit reden? Hierauf gaben die Vertreter der eingeladenen Organisationen unterschiedliche Antworten. Nach einem einführenden Kurzvortrag von Peter Kaspar (BGE HN & attac) zum bedingungslosen Grundeinkommen moderierte Daniel Wierbicki (BGE HN & Coworking Heilbronn) das Streitgespräch zwischen Silke Ortwein (DGB), Markus Herrera-Torres (SPD) und Peter Kaspar (BGE HN & attac).

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Markus Herrera-Torres (SPD)

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Silke Ortwein (DGB)

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Peter Kaspar (BGE HN & attac)

Wie reagieren unsere Gesellschaft und unsere sozialen Sicherungssysteme, die alle auf Erwerbsarbeit basieren, auf den gesellschaftlichen Wandel, der durch den demografischen Wandel, die Digitalisierung der Arbeit, die Individualisierung der Menschen und die veränderte Einstellung zur Erwerbsarbeit geprägt ist?

Hier stellte Peter Kaspar das Modell des bedingungslosen Grundeinkommens als mögliche Lösung vor. Dieser Meinung widersprachen Silke Ortwein und Markus Herrera-Torres jedoch vehement. Es wurde die Befürchtung geäußert, dass sich Unternehmen aus der sozialpolitischen Verantwortung ziehen würden, wenn ein BGE eingeführt werden würde. Beide gehen dabei von einem Begriff der Arbeit aus, der identisch mit dem Begriff der Erwerbsarbeit ist. Dem jedoch widersprach Peter Kaspar mit seiner Definition von Arbeit. Arbeit hat für ihn mehrere Dimensionen und Erwerbsarbeit ist nur eine davon. Seiner Ansicht nach gehören zum Begriff der Arbeit auch andere Tätigkeiten, die in unserer Gesellschaft jedoch nicht entlohnt werden. Es geht darum, dass die Menschen in Freiheit und ohne Repressionen ein gesichertes soziokulturelles Existenzminimum von der Gesellschaft erhalten. Dies ermögliche die Freiheit zum Tätig-Sein, ohne existentielle Not. Silke Ortwein vom DGB äußerte die Befürchtung, dass die Gewerkschaften dann nicht mehr die Macht hätten, entsprechende bzw. notwendige Löhne am Markt durchzusetzen. Herrera-Torres wollte lieber in kleineren Schritten die Transformation der Arbeitsgesellschaft begleiten anstatt aus seiner Sicht unrealistische Wege zu gehen. Hierüber entfachte sich eine rege Diskussion zwischen den teilnehmenden Personen und dem Podium.

Welche Visionen haben die Gewerkschaften und die SPD von der Zukunft unserer Gesellschaft? Das BGE ist eine solche Vision, die Mut machen soll. Hierüber lohnt es sich weiter zu diskutieren und im Gespräch zu bleiben. Bei einer Tendenzabstimmung votierte die überwiegende Mehrheit der Anwesenden für das bedingungslose Grundeinkommen! 

 

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